Landscape Scale

Unermüdlich wandert Edouard Decam durch die unendlichen Weiten der Berglandschaften, insbesondere der Pyrenäen. Dort zeichnet er die Spuren nach, die Menschen durch Staudämme – diese fesselnden, brutalistischen und uns verschlingenden Bauwerke – hinterlassen.

Als ausgebildeter Architekt und leidenschaftlicher Bergsteiger pflegt der Künstler eine fast romantische Beziehung zur Natur. Er zeigt uns Visionen der Berge, seiner Berge, mit großformatigen Bildern und Serigraphien von Seen. Das gilt für sein hier vorgestelltes Ensemble Landscape Scale und für seine Arbeit überhaupt. Ob in anderen Serien wie Cavallers oder auch in seinem Film Volva : Landschaft und Umwelt spielen in seinen Werken die Hauptrolle. Er seziert sie geduldig und enthüllt so ihre vielfältigen Schichten.

Indem er sich extreme Bedingungen zumutet, setzt der Künstler eine Suche nach Bildern in Gang, deren Resultate nicht ganz zufällig sind. Hochgebirge, Kälte, Unwirtlichkeit und Felsgestein bilden das Universum, in dem er sich bewegt. Seine Wanderungen sind zum Teil zufällig, münden aber in eine Strenge und Genauigkeit bei der Endbearbeitung der Fotografien, die immer sehr gut aufgebaut und von großer Präzision sind. Diese Bilder möchten von der Verbindung zwischen Mensch und Natur erzählen. Trotz einer manchmal postapokalyptischen Dimension scheint diese inmitten ihres Zerstörungsprozesses zu überleben.

Edouard Decam entdeckt auf seinen Wanderungen auch andere Orte wie Tunnel oder industrielle Infrastrukturen und konserviert sie mithilfe seiner Technik. Für seine Vorgehensweise sind Langsamkeit und Zeit wichtige Elemente, um nach und nach in den beobachteten Raum zu schlüpfen. Dafür ist die Entscheidung, mit einer Fotokammer zu arbeiten, nicht unbedeutend. Durch sie setzt sich eine Ökonomie des Bildes durch, die im Gegensatz zum übermäßigen Konsum der Digitaltechnik steht. Diese technische Wahl ist natürlich mit dem Thema der Natur verbunden. Man kann darin eine Art Philosophie erkennen, ebenso wie in der gesamten Vorgehensweise des Künstlers. Edouard Decam sucht diese Einsamkeit der landschaftlichen Grenzen, die Abgründe, und macht sowohl aus seinen Wanderungen als auch aus seinen Fotografien eine rigorose Lebenshygiene.

In Edouard Decams Werk ist ein tiefes Interesse spürbar, seine Praxis mit der Wissenschaft zu verknüpfen. Sowohl in seinen Forschungen zu hydraulischen Systemen als auch zu Raum- oder Eissystemen stellt der Künstler Fragen zu unseren Ursprüngen und unserem Ende.

Edouard Decam

Geboren 1978 in Libourne, (Frankreich) | Lebt und arbeitet in Boutx (Frankreich)

Édouard Decam ist Absolvent der École Nationale Supérieure d’Architecture et de Paysage de Bordeaux (2003). Während seines Studiums absolvierte er einen einjährigen Austausch an der Universität für Architektur in Santiago de Chile (2002). Er stellte im Cent-quatre und im Espace Electra (Paris), in der Farenheit – Flax Foundation (Los Angeles) und im Hangar (Lissabon) aus und war unter anderem Artist in Residence in der Casa de Velazquez (Madrid) und Matadero (Madrid). Mit seinem Film Volva gewann er außerdem den LOOP Discover Award.

Seine Arbeit konzentriert sich auf die Architektur, meist in extremen Umgebungen, und beobachtet die Verbindungen und Einflüsse zwischen beiden. Er interessiert sich für die Überschneidungen, die zwischen Wissenschaft, Architektur und Landschaft bestehen.