Souffles

Seit den 1990er Jahren hat Olivier Leroi ein ganzes Universum aus Federn, Holz, Buchsbaum- und Weißdornblättern, Zeichnungen, gebastelten Skulpturen, gefilmtem Wasser und mundgeblasenem Glas geschaffen. Hier und da tauchen ein Hase, ein präparierter Fisch, ein Pinguin in Hausschuhen, ein zerstückelter Pinocchio, eine zerschnittene Wolke, ein Esel, der Schmetterlinge trägt, ein bunter Reiher oder lustige Leitern auf. Die Welt des Künstlers ist die der Märchen, der Landschaft, der Erscheinungen und des Verschwindens.

Zu seiner Erstkommunion bekam das künstlerisch orientierte Kind ein Paar Stiefel und ein Jagdmesser. Seitdem ist der Künstler in der Welt  auf der Suche, nach den Qualitäten jedes Einzelnen, des Menschen und der Natur, die nur ein Teil der Schätze sind, die das Universum birgt. Olivier Leroi mag es, zu fühlen und fühlen zu lassen. Mit viel Humor und einem Hauch von Absurdität hinterfragt er das Geheimnis der Existenz.

„Wahres Lügen“ ist eine Kunst: Zum Beispiel präsentiert er uns den Atem eines Fisches. Indem er diese mundgeblasenen, mit einem präparierten Bolzen verbundenen Glasblasen so konstruiert, verbindet er zwei Handwerksarten – die des Glasbläsers und des Präparators – und lässt uns das Unsichtbare sehen: die Atmung des Tieres. Seine Kiemen werden zum Träger. Durch die Energie des Atems hält sich der Fisch fast allein, ohne den traditionellen Sockel der Skulptur.

Olivier Leroi

Geboren 1962 (Frankreich)

Olivier Leroi ist Autodidakt und begann seine Karriere als Förster, ausgebildet in Corrèze. Danach reiste er – von Afrika, wo er Schnee aus Baumwolle fliegen ließ  – Richtung Antarktis, wo er plante, eine Flagge für Pinguine zu entwerfen. Schließlich kehrte er in seine Heimat, die Sologne, zurück, mit einer ausgeprägten Vorliebe für Wälder, Flüsse und Tiere. Ein poetischer Raum wird poetisch, wie aus der Zeit gefallen. Vielleicht entwickelte der Künstler nach einem Motorradunfall im Alter von 19 Jahren ein anderes Verhältnis zur Zeit, das auch die Betrachter:innen zu einer Bewusstwerdung einlädt.

Ein Besuch am Institut des Hautes Etudes en arts plastiques vervollständigt seine Erfahrung und seine Überlegungen insbesondere zu Utopien und der Beziehung zur Umwelt. Seitdem entwickelt er immer wieder eine Art Herbarium und ein verzaubertes Bestiarium, in dem man zwischen Animismus, Fantasie, Utopie, Flanieren, Teilen und der Besonderheit, am Leben zu sein, schwankt.