Als Kind läuft Alice Blot mit einer Plastiktüte in der einen Hand und einer Bürste in der anderen auf dem Schulhof herum. Auf der Suche nach ungewöhnlichen Objekten aus einer fernen Epoche staubte sie jeden Winkel und jede Ritze ab, um sie dann zu kommentieren und in einem ihnen gewidmeten Schrank aufzubewahren. „Ich war die Königin der Archäologen, an der Spitze einer unglaublichen Sammlung, die aus „Kleopatras Kleiderfaden“ und „Tirex‘ Nestkieseln“ bestand„, sagt sie mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen. Die junge Frau verstand schon in der Oberschule, dass ihre Berufung in der Kunst bestand. Obwohl sie noch nicht ganz begriffen hatte, was es heißt, Künstlerin zu sein, war das einzige Thema, mit dem sie sich wirklich beschäftigte, die plastische Kunst, wo sie eine eigene Sprache entwickeln konnte. Mit der Zeit wird dieser Wunsch, in diesem Bereich zu bleiben, zur Gewissheit, und es ist daher ganz natürlich, dass sie sich dem Kunststudium zuwendet. In den Jahren 2008-2009 trat Alice Blot in die Vorbereitungsklasse für die Aufnahmeprüfung an den höheren Kunstschulen in Sète ein, bevor sie 2012 ihr Nationaldiplom in Bildender Kunst an der École Supérieure d’Arts de Toulon erhielt. Anschließend ging sie an die Haute Ecole des Arts du Rhin in Straßburg, wo sie 2015 ihr Diplôme National Supérieur d’Expression Plastique erhielt. Heute trägt der Künstler mehrere Hüte: Dieses Multitalent ist nicht nur bildender Künstler und Fotograf, sondern auch Geschichtenerzähler und Autor.
Seit Juni 2016 nimmt Alice Blot an den Offenen Workshops der Bastion XIV in Straßburg teil, einem ehemaligen Militärgebäude, das heute 21 für Künstler reservierte Werkstätten beherbergt. Ihre Arbeiten werden 2015 auch auf der Regionale in Freiburg und 2014 in den Nuits Blanches de Paris ausgestellt. Bei dieser Gelegenheit und im Auftrag der Gruppe Fish-eye schuf sie ihr Werk Fongus arboricole, eine Collage aus zweihundertdreißig Papiertöpfen auf einem Baumstamm.
Die Welt von Alice Blot, die sich selbst als „Staubfängerin, Komponistin von Partituren für Maulwürfe, Sammlerin von Souvenirs“ bezeichnet, ist nichts anderes als Poesie und Zartgefühl. Die Künstlerin ist in ihrem Werk bestrebt, das Dahinterliegende aufzuzeigen, das Unwahrnehmbare zu erfassen, um dessen Zwischenräume, Zeitlichkeiten und Oberflächen freizulegen, die Berührung hörbar, den Klang sichtbar, das Unfassbare fühlbar zu machen. Seine Vision von der Welt, von den Wesen um ihn herum, ist auf Details ausgerichtet. Die kleinste Krume, der kleinste Tropfen, die kleinste Falte kann ihr Korn zum Mahlen geben, und es ist die Kunst, die ihr diese Art des Sehens ermöglicht. Die Stücke, die sie schafft, sind nie fixiert, immer einer Entwicklung, einer Metamorphose unterworfen, so dass ein besonderer und intimer Dialog zwischen dem Zuschauer und den Werken entsteht. Ein konkretes Beispiel ist ihr Werk Naëvus, das aus Papierkarten besteht, die nach der Lage der Schönheitsflecken auf den Körpern verschiedener Menschen perforiert sind und die, einmal in ein Componium gerutscht, einzigartige Melodien erzeugen.