Ondée

Ondée ist eine Installation, die aus einem großen, in einer dicken Schicht verteilten Salzteppich und Bechern besteht, die durch einen Nylonfaden miteinander verbunden sind und durch einen dünnen Schlauch mit Wasser gespeist werden. Die Becher von Ondée leeren sich allmählich: das Wasser tropft langsam an den Nylonfäden herunter. Es entsteht ein fast unmerklicher Tanz. Die Fäden wellen sich und vibrieren mit unterschiedlichen Amplituden unter dem Gewicht der fallenden Tropfen. Jeder Tropfen gräbt sich in das Salz, über dem die Fäden tanzen. Sie formen es, schaffen kleine Seen, neue Landschaften. Auf diese Weise verwandelt sich Ondée im Laufe der Zeit unter den Augen der Zuschauer.

Es ist eine kontemplative Arbeit, vor der die Zeit stillsteht, wie wenn ein Kind stundenlang zusieht, wie die Regentropfen auf das Fenster fallen. Ondée erfordert die gleiche Aufmerksamkeit für die kleinen Dinge. Das Werk besticht durch seinen Minimalismus, es nimmt durch seinen Salzgeruch und das leise Plätschern den Ort ein, der es beherbergt.

Alice Blot

Als Kind lief Alice Blot mit einer Plastiktüte in der einen und einem Pinsel in der anderen Hand auf dem Schulhof herum. Sie staubte jeden Winkel und jede Ritze ab und suchte nach ungewöhnlichen Objekten aus vergangenen Zeiten, um sie dann zu kommentieren und in einem eigens dafür vorgesehenen Schrank aufzubewahren. „Ich war die Königin der Archäologen, an der Spitze einer unglaublichen Sammlung, die aus „Kleopatras Kleiderfaden“ und Kieselsteinen aus einem „T-Rex Nest“ bestand“, erzählt sie mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen. Die junge Frau wusste schon in der Oberschule, dass ihre Berufung in der Kunst liegen würde. Obwohl sie noch nicht ganz genau wusste was es heißt, Künstlerin zu sein, war das einzige Thema, mit dem sie sich wirklich beschäftigte, die plastische Kunst, wo sie eine eigene Sprache entwickeln konnte. Mit der Zeit wurde der Wunsch, in diesem Bereich zu bleiben, zur Gewissheit, und es ist daher ganz natürlich, dass sie sich dem Kunststudium zuwendete. In den Jahren 2008-2009 trat Alice Blot in die Vorbereitungsklasse für die Aufnahmeprüfung an den höheren Kunstschulen in Sète ein, bevor sie 2012 ihr Nationaldiplom in Bildender Kunst an der École Supérieure d’Arts de Toulon erhielt. Anschließend ging sie an die Haute Ecole des Arts du Rhin in Straßburg, wo sie 2015 ihr Diplôme National Supérieur d’Expression Plastique erhielt. Heute zeigt sich die vielseitige Begabung der Künstlerin: Dieses Multitalent ist nicht nur bildende Künstlerin und Fotografin, sondern auch Geschichtenerzählerin und Autorin.

Seit Juni 2016 nimmt Alice Blot an den Offenen Workshops der Bastion XIV in Straßburg teil, einem ehemaligen Militärgebäude, das heute 21 für Künstler reservierte Werkstätten beherbergt. Ihre Arbeiten wurden 2015 auch auf der Regionale in Freiburg und 2014 in den Nuits Blanches de Paris ausgestellt. Bei dieser Gelegenheit und im Auftrag der Gruppe Fish-eye schuf sie ihr Werk Fongus arboricole, eine Collage aus zweihundertdreißig Papiertöpfen auf einem Baumstamm.

Die Welt von Alice Blot, die sich selbst als „Staubfängerin, Komponistin von Partituren für Maulwürfe, Sammlerin von Souvenirs“ bezeichnet, ist pure Poesie und Zartgefühl. Die Künstlerin möchte in ihrem Werk das Dahinterliegende aufzeigen, das Unwahrnehmbare erfassen, um dessen Zwischenräume, Zeitlichkeiten und Oberflächen freizulegen, die Berührung hörbar, den Klang sichtbar, das Unfassbare fühlbar machen. Ihre Vision von der Welt, von den Wesen um sie herum, ist auf Details ausgerichtet. Die kleinste Krume, der kleinste Tropfen, die kleinste Falte kann für sie schöpferischer Stoff sein. Es ist die Kunst, die ihr diese Art des Sehens ermöglicht. DieWerke die sie schafft sind nie fixiert, sind immer einer Entwicklung, einer Metamorphose unterworfen, so dass ein besonderer und intimer Dialog zwischen den Zuschauer:innen und den Werken entsteht. Ein konkretes Beispiel ist ihr Werk Naëvus, das aus Papierkarten besteht, die – entsprechend der Verteilung der Schönheitsflecken auf den Körpern verschiedener Menschen¬ – perforiert sind und die, einmal in ein Komponium hinein gezogen, einzigartige Melodien erzeugen.