Les abris documentaires - aquatilis

Das Werkkorpus Les Cristallisations entsteht durch ein einzigartiges Verfahren, eine Zweckentfremdung der Wachsausschmelztechnik, die an ein Ritual der Einäscherung und Transformation erinnert. Das Protokoll der Künstlerin beginnt mit dem sorgfältigen Sammeln toter Tiere. Diese Körper werden mit einem feuerfesten Material ummantelt, um die Stabilität ihrer Struktur in der Form zu gewährleisten, und anschließend zur berechneten Brennphase in einen Glasofen eingeführt. Während dieses Prozesses verzehren sich die organischen Körper langsam und hinterlassen nur Asche und Knochenreste. Bei hoher Temperatur umfließt der verflüssigte Kristall die leeren Räume des verschwundenen Fleisches und fixiert die Erinnerung der Körper in seinem Material. Durch diese Alchemie der Zerstörung und Konservierung verleiht die Künstlerin Körpern, die der Verwesung geweiht sind, eine Form der Dauerhaftigkeit. Der Abdruck von Schuppen, Federn oder die Rauheit von Panzern bleibt im Kristall erstarrt, was den absolut einzigartigen Charakter jedes Stücks sichert.

Les abris documentaires – aquatilis (Die Dokumentenarchive – aquatilis) bildet die methodische Atmosphäre des Archivierens nach. Die Installation nutzt ein Regal aus Stahl und Holz, um Schachteln aus recyceltem Karton zu präsentieren, die an die Konservierungsbehälter für Sammlerstücke erinnern. Im Inneren dieser Behälter ruht die Kristallisation eines Wassertiers. Einige Schachteln bleiben geschlossen und laden zum Träumen ein, während andere sich öffnen und dem Blick der Besuchenden ihren kostbaren Inhalt offenbaren. Diese Meereskreaturen – Fische, Seespinne, Seeigel, Krabbenklauen – tragen den Anachronismus ihrer Existenz in sich. Einst lebendig in flüssigem Milieu, wurden sie verwandelt; sie wurden selbst zu flüssiger Schmelze während des Brennvorgangs. Die Erinnerung ihres Körpers, unsterblich gemacht, ruht schließlich im Glanz des Kristalls.

Elise Grenois

Geboren 1992 in Nantes (Frankreich) | Lebt und arbeitet in Straßburg (Frankreich) 

Das Werk von Élise Grenois kreist hauptsächlich um das Verhältnis zur Zeit, die sie entweder einfrieren oder im Gegenteil beschleunigen möchte. Im Mittelpunkt ihres Schaffensprozesses steht das Gussverfahren. Die Künstlerin setzt eine Vielzahl von Materialien ein – Paraffin, Bronze, Porzellan, Glas, Kristall – um das Vergehen, die Erinnerung und den Zyklus des Lebens, von der Flüchtigkeit zum Ewigen, zu hinterfragen. Während ihres Studiums an der Glas-Werkstatt der Haute École des Arts du Rhin in Straßburg realisierte die Künstlerin ihr Projekt Les Cristallisations (Die Kristallisationen).