Ikonoklastisch, ist vielleicht einer der ersten Begriffe, die einem in den Sinn kommen, wenn man sich mit dem vielgestaltigen und vielschichtigen Werk Paul Souvirons beschäftigt. Sein Werdegang, mit ganz unterschiedlichen Ausbildungen, vom Elektrohandwerk über die Textilindustrie bis hin zur angewandten Kunst, veranschaulicht seine unersättliche Neugier auf die Welt und die Dinge und eine akribische Durchleuchtung der Gesellschaft, insbesondere mithilfe der Prinzipien der Entropie – Zerstörung – und Anthropologie – Transformation – .
Der Künstler kombiniert Popkultur und Hochkultur und setzt auf verschiedene, oft naturbelassene Materialien, wie Holz, Zement, Drahtgitter, Stein etc. Aus einer Form von kontrolliertem Durcheinander kristallisieren sich verschiedene Verzweigungen, ein ausgeprägtes Interesse für das Volumen, eine performative Vorgehensweise und eine Reflexion über die Revolte heraus. Die Arbeit P. Souvirons ist eine Mischung aus Absurdität und Instinkt.
Holding the Sea scheint bei der Wahl der Materialien eher eine Ausnahme zu sein, da die hier verwendete Polypropylenplatte (Plexiglas) von den meist vom Künstler verwendeten mineralischen Materialien abweicht. Das sie stützende Bambusgerüst, zwischen Zerbrechlichkeit und Stabilität, kommt dagegen häufig in seiner Arbeit vor: Suspension, Gitternetz und Übergang sind wiederkehrende Themen. Dieses halboffene, halbgeschlossene Gitter ist auch im Käfig von Supercellulaire 3.2 sichtbar, Darstellung des Abgrunds unserer Animalität, eine Voliere des 21. Jahrhunderts, in der die Tiere auf Bildschirmen sind… Kommen wir auf Holding the Sea zurück, das wie ein poetischer Exkurs im eher politisch ausgerichteten Werk P. Souvirons anmutet: Holding the Sea ist in der Tat aus einer Utopie geboren, nämlich die dünne Meeresoberfläche festhalten zu können. Das Werk wurde während einer einwöchigen Residenz, in den „Ateliers du Vent“ in Rennes, geschaffen. Die transparente, thermogeformte Platte verweist auf die Feinheit und Instabilität der Mikrobewegungen des Wassers. Das gewählte Material erlaubt eine wirklichkeitsnahe Darstellung, ruft als Mineralölerzeugnis aber auch Ölkatastrophen in Gedächtnis. Der Betrachter ist aufgefordert, darum herumzugehen und so seine Wellen zu spüren und sich in seinen Bewegungen zu verlieren.
Paul Souviron erforscht die Menschen, die Objekte, das Mineral, das Tier, schafft eine zugleich gebastelte aber auch sehr strukturierte Welt, in der Emotion und Frustration sich abwechseln.