Holding the sea

Ikonoklastisch ist vielleicht einer der ersten Begriffe, die einem in den Sinn kommen, wenn man Paul Souvirons vielseitiges Werk entdeckt, das aus zahlreichen Leseschichten besteht. Sein Werdegang, in dem sich die unterschiedlichsten Ausbildungen – von der Elektrotechnik über Textilien bis hin zu dekorativen Künsten – mischen, veranschaulicht eine unstillbare Neugier auf die Welt und auf die Dinge sowie eine akribische Durchforstung der Gesellschaft. Hier berücksichtigt er insbesondere die Prinzipien der Entropie/Abbau und Anthropie |Umwandlung.

Der Künstler kombiniert sowohl eine populäre als auch eine intellektuelle Kultur und spielt mit verschiedenen, oft rohen Materialien wie Holz, Zement, Maschendraht, Stein etc.

In einer Form von kontrollierter Verwirrung ergeben sich zahlreiche Verzweigungen in seinen Werken, ein ausgeprägtes Interesse für das Volumen, ein performativer Ansatz und eine Reflexion über die Revolte. Die Arbeit von Paul Souviron ist eine Mischung aus Absurdem und Instinktivem.

Holding the Sea scheint in der Verwendung des Materials etwas außergewöhnlich zu sein, da die verwendete Polypropylenplatte (Plexiglas) von den vom Künstler häufiger verwendeten mineralischen Materialien abweicht. Dagegen ist das Bambusgerüst, das sie in einer Mischung aus Zerbrechlichkeit und Stärke stützt, in seinem Werk wiederkehrend: Aufhängung, Gitter und Übergang sind häufig anzutreffen. Dieses halboffene, halbgeschlossene Gitter ist auch im Käfig von Supercellulaire zu sehen, einer Mise en abyme (Bezeichnung für ein Bild, das sich selbst enthält oder für ein Bild im Bild. Anmerkung der Übersetzerin) unserer Animalität, einer Voliere des 21. Jahrhunderts, in der die Tiere auf Bildschirmen zu sehen sind…

Holding the Sea entstand aus der Utopie, die feine Oberfläche des Meeres festhalten zu wollen. Die transparente, thermogeformte Platte erinnert an die Feinheit und Zerbrechlichkeit der Mikrobewegungen des Wassers. Das gewählte Material ermöglicht es, sich der Realität anzunähern, aber als Erdölderivat erinnert es auch an Ölverschmutzungen…

Paul Souviron erforscht Menschen, Gegenstände, Mineralien und Tiere und schafft eine Welt, die gleichzeitig zusammengewürfelt und sehr strukturiert ist, in der sich Emotionen mit Frustrationen abwechseln.

Paul Souviron

Geboren 1979 in Frankreich | Lebt und arbeitet in Straßburg

Paul Souviron ist Absolvent der École Supérieure des Arts Décoratifs de Strasbourg. Er absolvierte ein Austauschjahr an der Université du Québec de Montréal. Er ist außerdem Künstler und Forscher im Rahmen des Forschungszyklus für interaktive Installationen an der École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs de Paris. Im Jahr 2008 schloss er sein Studium an beiden Schulen ab.

Anschließend nahm er an mehreren Künstlerresidenzprogrammen teil: im Quatre 4.0 (Straßburg), in Alma (Québec) mit dem FRAC Alsace und dem Kunstzentrum Langage Plus, im PLOT HR des Beaux-Arts de Rouen, in Stuttgart mit dem CEAAC und dem Institut français sowie in der Ergastule (Nancy).

2008 war er Preisträger des Preises „9m2 pour l’art actuel“ des Institut Universitaire de Formation des Maîtres d’Alsace (IUFM) in Straßburg und des LaboHO#10 mit seiner Installation Supercellulaire III.

Im Jahr 2008 gründete er mit Antoine Lejolivet das Kollektiv Encastrable und machte Supermärkte zu wahren Performance- und Freiheitsräumen, in denen alles erlaubt ist, solange es keine Erlaubnis gibt.