Das Kollektiv L'Abreuvoir

Hinter dem Kollektiv L’Abreuvoir stehen Loïse Doyen, Katarina Lanier und Nina Savey-Guillerault, zum Zeitpunkt des Residenz-Aufenthalts alle drei Studentinnen an der Haute Ecole des Arts du Rhin in Mulhouse. Sie gründeten das Kollektiv speziell für diesen Residenzzeitraum, um ihre verschiedenen Praktiken in einer kollektiven Recherche zum Thema Wasser zusammenzuführen.

Loïse Doyen interessiert sich mit ihrer künstlerischen Arbeit der Malerei, Fotografie und Textilien für das Lebendige und für die Natur. Sie vermischt ihre künstlerische Praxis in einer ethologischen Herangehensweise, mit ihrer Beziehung zu Tieren. Dabei ist das Tier sowohl als Akteur wie auch als Medium und Thema präsent.

Katarina Lanier konzentriert sich hingegen auf den Körper und den transdisziplinären Gestus. Ihr choreographisches Werk entsteht aus soziopolitischen und territorialen Fragen, und die Grundlage ihrer Forschungen befasst sich insbesondere mit der Beziehung, die der Mensch zu seinem Ort aufbauen kann.

Diese Fragen interessieren auch Nina Savey-Guillerault. In ihrer Video-, Gravur-, Mal- und Fotografie-Arbeit vermittelt sie den emotionalen Bezug, den wir zu Orten haben können, indem sie Räume schafft, die an vergessene Erinnerungen oder verborgene Träume erinnern.

Ihr Projekt

Im Rahmen ihres Künstlerresidenz-Aufenthalts in der Fondation François Schneider erforschte das Kollektiv Abreuvoir künstlerisch die Symbolik des Wassers, seiner Ausbreitung,  Abwesenheit und Erinnerung.

Wasser ist ausdrucksstark. Es ist die Metapher für typisch menschliche Emotionen. Im Tarot de Marseille repräsentieren die Kelche menschliche Gefühle, die Verbindung zum  Anderen, die Introspektion. Das Kollektiv hat ein Wandgemälde erstellt, das diese Symbole in einer schichtartigen Komposition darstellt, die eine sich verändernde Welt zeigt. Das Malen von Symbolen ist ein roter Faden in der gemeinsamen Arbeit und wird auf unterschiedlichen Untergründen in verschiedenen Größen dargestellt.

Wasser ist Erinnerung. Das Dorf Wattwiller und seine Berge waren Schauplatz heftiger Kämpfe im Ersten Weltkrieg. Obwohl der Wald nachgewachsen ist und die Häuser wieder aufgebaut wurden – was bleibt von dieser Gewalt im Boden und in den Mineralwasserquellen? Ist die Welle von Selbstmorden, die sich in Wattwiller in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ereignet haben sollen, die Folge von todbringendem Wasser, in homöopathischen Dosen? Der Tod als Kreislauf ist eine der theoretischen und plastischen Anliegen der Bewohnerinnen. So werden Insekten und kleine Tiere, die im Garten gefunden werden, dehydriert und auf transparente Platten geklebt ausgestellt. Aus ihnen ergeben sich mehrere Reflexionen, Lichtspiele, die eine tote Welt hervorheben, starr und ausgestellt, die man auf den touristischen Wegen der Schützengräben wiederfindet.

Wasser ist Bewegung. Das Kollektiv durchstreift das Gebiet, tauscht sich mit den Bewohner :innen aus und schafft ein Werk, das nur in Bezug auf seinen Geburtsort und seine Geschichte gedacht werden kann. Abreuvoir beschließt, ein Pferd auf das Gelände der Künstler-Residenz zu bringen. Diese Koexistenz wird durch die Erfahrung von Loïse unterstützt und kombiniert den Austausch gegenseitigen Wissens. Das Pferd wird dann zum Akteur des Projekts, es beteiligt sich an der Mobilität der Bewohnerinnen und unterstützt sie. Es ist auch (wortwörtlich) Stütze und Thema einer Video-Arbeit sowie zahlreicher Reflexionen und Gespräche über den Platz des Tieres in seiner Beziehung zum Menschen und zur Natur.

Ein Einblick in ihre Recherchen zeigt die Website, die das Kollektiv während seines Aufenthalts erstellt und gepflegt hat: